13.11.2010
Rubrik: Markt

Lebenszufriedenheit

Vom Zusammenwachsen dessen, was zusammengehört

Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben sich ausgehend von Willy Brandts Vision aus dem Jahre 1989 mit dem Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland beschäftigt. Grundtenor aus dieser Befragung von mehr als 20.000 Bundesbürgern: Die Lebenszufriedenheit in Deutschland kann immer weniger auf ein Ost-West-Gefälle projiziert werden.


Ein genauerer Blick auf die DIW-Ergebnisse zeigt: Junge Bundesbürger, die im vereinigten Deutschland aufwuchsen, sind ähnlich zufrieden mit ihrem Leben, Einkommensunterschiede zwischen Ost und West sind in den letzten Jahren wieder größer geworden, die Formen des Zusammenlebens haben sich geändert.

Arbeitsmarkt

Am markantesten war der Unterschied in der Erwerbstätigkeit zwischen Ost und West. In Ostdeutschland übten weitaus mehr Frauen einen Beruf aus als Frauen im früheren Bundesgebiet. Doch nun hat sich der Anteil der erwerbstätigen westdeutschen Frauen der ostdeutschen Frauenbeschäftigungsquote angenähert. Doch durch die höhere Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern ergibt sich aber eine stärkere Erwerbsorientierung der Frauen im Osten.

Zusammenleben

Das Zusammenleben unterscheidet sich kaum zwischen Ost und West. In ganz Deutschland ist beispielsweise der Anteil der Alleinerziehendenhaushalte gestiegen. Auch gebe es insgesamt weniger klassische Zwei-Eltern-Familien. Stattdessen habe sich die Zahl der Paar- und Singlehaushalte ohne Kinder wesentlich erhöht, allerdings mehr im Osten als im Westen. Das liege an verhältnismäßig frühem Berufseinstieg und zeitiger Familiengründung in der DDR, was nun eher später stattfindet.

Einkommen

Was den Einkommensunterschied zwischen Ost und West angeht, haben sich vor allem Einkommen im kleinen und mittleren Bereich dem Niveau des früheren Bundesgebiets angenähert. Doch es zeichnet sich auch ab, dass gerade bei den niedrigen Einkommensgruppen der Abstand zwischen den neuen und alten Bundesländern größer wird.
Für Berufseinsteiger ergibt sich im gesamten Bundesgebiet eine negative Bilanz. Sie sehen sich mit immer schlechteren Einkommensbedingungen konfrontiert. Das mittlere Einkommen liege in Ost wie in West deutlich unter dem Einkommensdurchschnitt der übrigen Altersgruppen. Entsprechend weniger zufrieden ist die junge Generation. Im Gegensatz dazu ist die Stimmung bei den Senioren erheblich besser. Ostdeutsche und westdeutsche Senioren sind recht zufrieden mit ihrem Einkommen. Generell ist ein Anstieg der Zufriedenheit mit dem Einkommen mit zunehmenden Alter zu erkennen.

Lebenszufriedenheit

Das Niveau der Lebenszufriedenheit zeigt keinen auffälligen Ost-West-Unterschied. Dabei ist nicht nur die Einkommenszufriedenheit, sondern auch das jeweilige Alter entscheidend. Während jüngere und ältere Generationen relativ zufrieden sind, ist der Wert zur Zeit des aktiven Erwerbslebens eher niedrig. Dies resultiere laut DIW aus der wirtschaftlichen Stagnation und den Realeinkommenseinbußen. Grundsätzlich zeige sich in den neuen Bundesländern einen ähnlich Ausprägung wie in den alten. Doch falle der Rückgang der Lebenszufriedenheit in Erwerbsalter stärker aus.

Zukünftig werde es aber immer weniger Ost-West-Unterschiede geben. Da bei den jüngeren Erwerbstätigen ein großen Teil ihres Erwerbslebens bereits im vereinten Deutschland verbracht wurde, würden pauschale Unterschiede zwischen Ost und West verschwinden und Benachteiligungen sich eher regional konzentrieren.

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