07.11.2012
Rubrik: Gesundheit

GKV

Bye, bye Praxisgebühr



Die Praxisgebühr wird höchstwahrscheinlich bald abgeschafft. Dieser Schritt sei richtig und erzeuge mehr Gerechtigkeit, sind sich viele Krankenkassen und Verbraucherschützer einig. Aber was bedeutet es für die Patienten, wenn die Zuzahlung wegfällt?

Ab Januar 2013 müssen Patienten keine Praxisgebühr mehr zahlen, wenn sie zum Arzt gehen. Darauf haben sich die Regierungsparteien am Wochenende geeinigt. Das bringt für die Versicherten einige Erleichterungen mit sich. So kann fortan ein Facharzt wie etwa ein Hals- Nasen- Ohren- Arzt direkt aufgesucht werden, ohne dass hierfür die Überweisung eines Hausarztes erforderlich ist. Bisher musste dann unter Umständen die Praxisgebühr doppelt entrichtet werden.

Von der Abschaffung profitieren werden vor allem arme und bedürftige Menschen. Bisher mussten sie ebenfalls die Praxisgebühr zahlen, solange die Zuzahlungen inklusive Medikamenten weniger als 89,76 Euro pro Jahr bzw. 2 Prozent des Haushaltseinkommens betrugen. Wenn man am Existenzminimum lebt, sind auch 10 Euro viel Geld. Viele Menschen sind deshalb erst spät zum Arzt gegangen und verschleppten ihre Krankheiten, wie Kritiker der Gebühr immer wieder betonten. Ärzte können eine Behandlung ohne Praxisgebühr sogar verweigern, wenn kein Notfall vorliegt.

Doch auch die Arztpraxen erhoffen sich Erleichterungen von der Abschaffung. Für Ärzte bedeutete die Praxisgebühr bisher vor allem einen großen bürokratischen Mehraufwand. Sie waren dafür zuständig, das Geld bei ihren Patienten abzukassieren und an die Krankenkassen weiterzugeben. Die Kassenärztliche Vereinigung bezifferte den entstehenden Aufwand auf bis zu 5 Euro pro Patient und Fall.

Doch werden jetzt die Krankenkassen wieder verstärkt Zusatzbeiträge einführen, da ihnen immerhin rund 2 Milliarden Euro Mehreinnahmen pro Jahr verloren gehen? Zumindest für 2013 kann dies bisher ausgeschlossen werden. Zum Ende des Jahres werden die Überschüsse der Krankenkassen knapp 13 Milliarden Euro betragen, so dass sie den Ausfall der Praxisgebühr vorerst gut verkraften können.

Ein Krankenkassenvergleich kann sich aber lohnen, da auch bei den Leistungen mittlerweile große Unterschiede bestehen. Zum Beispiel bestehen Unterschiede in der Bezahlung von Gesundheits- und Präventionskursen oder alternativen Heilmethoden. Manche Kassen bieten sogar Modelle an, bei denen sich die Versicherten Beiträge teilweise zurückerstatten lassen können, wenn sie längere Zeit nicht krank werden und keinen Arzt in Anspruch nehmen. Ein Beratungsgespräch schafft Klarheit im Tarifdschungel.
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