13.06.2013
Rubrik:

Altersarmut

Erwerbsminderungsrente - Sinkende Leistungen und wachsende Einkommensunterschiede im Alter

Die Zahl der Personen, die aufgrund einer Erwerbsminderung Rentenzahlungen von der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten, ist im Vergleich zu den 90er Jahren stark gesunken. Seit 2001 haben sich auch die Zahlbeträge an die Neuzugänge verringert.

Dadurch fallen die Erwerbsminderungsrentner beim Einkommen im Vergleich mit den Erwerbstätigen, aber auch nach Erreichen der Regelaltersgrenze im Vergleich zu den sonstigen Altersrentnern zurück. Zu diesen Ergebnissen kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie. Circa zehn Prozent der Erwerbsminderungsrentner beziehen heute zusätzliche Leistungen aus der Grundsicherung. Da die Einkommenseinbußen in Folge von Erwerbsminderung auch Auswirkungen auf die spätere Altersrente haben, wird sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Für die Studie haben Peter Krause, Ulrike Ehrlich und Katja Möhring Daten der Deutschen Rentenversicherung und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet.

Erwerbsminderungsrenten werden an Personen gezahlt, die aufgrund einer gesundheitlichen Einschränkung nicht mehr am Arbeitsmarkt teilnehmen können. Nach Erreichen der Regelaltersgrenze werden Erwerbsminderungsrenten in die reguläre Altersrente überführt. Insgesamt gab es im Jahr 2011 1,6 Millionen Erwerbsminderungsrentner in Deutschland. Pro Jahr kommen derzeit etwa 180 000 neu hinzu, deren durchschnittliche Rentenhöhe bei voller Erwerbsminderung 634 Euro beträgt.

Die Ursachen für den Rückgang sind vielfältig: Mit dem Jahr 2001 wurde der Zugang zur Erwerbsminderungsrente reformiert. Neben den Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen – unter anderem der Einführung von Abschlägen – spielen auch die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle. So ist zum Beispiel der Anteil von Frauen an den Beziehern von Erwerbsminderungsrenten von gut 37 Prozent auf fast 50 Prozent stark gestiegen, was vor allem aus der höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen resultiert. Außerdem führen unstete Beschäftigungsverhältnisse und längere Zeiten von Arbeitslosigkeit zu geringeren Zahlbeträgen. Im Durchschnitt ist das Eintrittsalter in die Erwerbsminderungsrente seit Mitte der 90er Jahre um knapp anderthalb Jahre auf 50,5 Jahre gesunken.

Auch die gesundheitlichen Ursachen für die Erwerbsminderung sind heute andere: Der Anteil an körperlichen Erkrankungen an Skelett, Muskulatur, Bindegewebe oder dem Herz-Kreislauf-System ist von 45 Prozent auf unter 25 Prozent gesunken, während der Rentenbezug aufgrund von psychischen Erkrankungen von 20 auf über 40 Prozent gestiegen ist.

„Das Armutsrisiko von Erwerbsminderungsrentnern hat deutlich zugenommen“, interpretiert DIW-Experte Peter Krause die Ergebnisse der Studie. „Diese Entwicklung weist auf einen sensiblen Punkt in unserem sozialen Sicherungssystem hin“. Insbesondere bei den Abschlägen sehen die Experten Reformbedarf: Bei einem Eintritt in die Erwerbsminderungsrente vor dem 63. Lebensjahr fallen Abschläge in Höhe von bis zu 10,8 Prozent an, was heute bei praktisch allen Betroffenen der Fall ist. Dies führt vor allem bei Niedrigrenten zu zusätzlichen Armutsrisiken.

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