29.07.2016
Rubrik: Familie

Interview

Pflege im Heim ist oft teurer als Zuhause

Pflege im Heim ist oft teurer als ZuhauseWenn ein Patient ins Heim muss, wird es schnell noch teurer.Foto: geralt/Pixabay

Die Webseite sicher-ins-alter.de hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bundesbürger über ein selbstbestimmtes Leben im Alter aufzuklären. Versicherungskurier hat mit Pflegeexperten Michael Enders über das Thema Pflegeversicherung gesprochen.

Die Pflegeversicherung bietet in Deutschland nur einen Teilschutz. Eine private Pflegezusatzversicherung könnte die finanzielle Lücke schließen, die im Pflegefall droht. Sorgen die Bundesbürger Ihrer Meinung nach ausreichend für das Pflegerisiko vor?

Nein. Wenn Sie sich die nackten Zahlen anschauen, dann werden Sie feststellen, dass die private Pflegezusatzversicherung ein Nischenprodukt ist. Weniger als 3,3 Millionen Menschen sorgen mit einer entsprechenden Police vor, wie aus Zahlen des PKV-Verbandes hervorgeht. Wenn Sie bedenken, dass es etwa 80 Millionen Bundesbürger gibt, ist das sehr wenig. Und selbst Kinder können schon zum Pflegefall werden – auch, wenn sie durch den Staat besser geschützt sind.

Hier droht im schlimmsten Fall eine Versorgungslücke, weil -wie Sie schon gesagt haben- die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten abdeckt. Im schlimmsten Fall müssen mehrere tausend Euro pro Monat aus der eigenen Tasche gezahlt werden.

Mit welchen monatlichen Zusatzkosten muss man rechnen, wenn ein Pflegefall in der Familie auftritt?

So pauschal lässt sich das nicht sagen, denn das ist abhängig von der Pflegestufe und den Umständen der Pflege – etwa, ob eine Person zu Hause betreut wird, welche Hilfsmittel sie benötigt und ob ein Umbau der eigenen Wohnung erforderlich ist, damit der Pflegebedürftige weiterhin in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben kann. In der Regel aber werden die anfallenden Aufwendungen von den Bundesbürgern unterschätzt. Ein Beispiel: die Installation eines Hub- oder Plattformlifts, mit dem Rollstuhlfahrer eine Treppe überwinden können, kostet etwa zwischen 5.000 und 14.000 Euro. Hier ist eine Beratung unbedingt zu empfehlen – und im Zweifel bietet sich auch eine Ratenfinanzierung an.

Wenn ein Patient ins Heim muss, wird es schnell noch teurer. Bei einer vollstationären Unterbringung können Restkosten zwischen 1.136 und -bei einem Härtefall- 1.905 Euro entstehen. Und zwar pro Monat. Jeder kann sich ausrechnen, wie lang sein Erspartes ausreicht, um damit die Pflegekosten zu decken. Hat der Pflegebedürftige ein zu geringes Einkommen, werden laut Sozialgesetzbuch Verwandte in gerader Linie zur Kasse gebeten.

Sie wollen mit der Webseite Sicher-ins-alter.de über ein selbstbestimmtes Leben im Alter aufklären – und zwar, im Idealfall, in den eigenen vier Wänden. Welche Hilfe bieten Sie?

Das Leben in einem Pflegeheim ist oft mit höheren Kosten verbunden, die sich nicht jeder Rentner leisten kann oder möchte. Auch die Angehörigen sind nicht immer imstande, die entstehenden Kosten zu übernehmen. Wir erläutern mehrere Alternativen, die von sicheren mobilen Notruflösungen über den barrierefreien Umbau der eigenen Wohnung, bis hin zum Finden von qualifizierten privaten Pflegekräften reichen. Diesbezüglich sollte nicht vergessen werden: Viele Menschen wollen lieber zu Hause wohnen bleiben, statt in einem Heim betreut zu werden, denn das verspricht Pflegebedürftigen eine höhere Lebensqualität.

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